Die Voraussetzungen deiner Geburt
Was nun auf dich zukommt:
Zu Beginn geht es für dich darum, dir anhand des typischen Verwandlungszyklus des Schmetterlings 🦋 die eigene Persönlichkeitsentwicklung besser vorstellbar zu machen. Und zu entdecken, welche kleinen Veränderungen dein großes Potential entfalten💡. Freu dich drauf!
Bitte beachte für nächsten Lektionen und Lernaufgaben:
Zur Vereinfachung schreibe ich meistens über “Eltern” und gehe auf die “Mutter” und den “Vater” ein. Du passt das individuell auf dich an. Beispielsweise hattest du keinen Kontakt zu deinem Vater. Aber es gab eine zweite Person, die Teil des “Elternkonstrukts” war. Oder deine Eltern sind gleichgeschlechtlich, was das traditionelle Rollenbild selbst verständlich ebenso ändert. Nichts davon ist besser oder schlechter. Es ist ganz einfach dein Leben 🙃.
„Aus kleinem Anfang entspringen alle Dinge.“ Marcus Tullius Cicero
Nun ist es Zeit, das eigene Leben zu durchforschen:
🔎 Dies beginnt mit den Eltern, die dafür verantwortlich sind, dass Kinder geboren werden. Insbesondere der Mutterleib: Dort ist das Kind geschützt und die werdende Mutter tut, was sie für richtig hält. Sie hat Einfluss auf die Art und Weise, wie sie in der Schwangerschaft mit ihrem Körper umgeht, um für das Baby den bestmöglichen Start zu schaffen. Was heißt das? Menschen haben vor der Geburt sehr unterschiedliche Voraussetzungen.
Hast du dir einmal Gedanken über deine eigenen Startvoraussetzungen gemacht? Oder über die Schwangerschaft deiner Mutter? Wie sie sich gefühlt hat und welche Auswirkungen das auf das Leben deiner Eltern und auch auf dein Leben gehabt hat?
Frauen ziehen sich häufig in den ersten Schwangerschaftsmonaten zurück und richten den Blick nach innen – versuchen, sich mit dem Baby zu verbinden. Sie möchten verstehen, was in ihrem Körper vorgeht. Im Grunde genommen ist es eine Variante des Verpuppens – ein Rückzug ins Innere, um die eigene Identität zu definieren. Viele Ärzte sagen, dass es dem Baby einer glücklichen schwangeren Frau gut gehe. Und einer unglücklichen nicht. Die Einflussfaktoren auf den weiblichen Körper und dich als heranwachsendes Wesen sind vielfältig und nicht pauschal zu formulieren.
Bereits im Mutterleib nimmt das Gehirn Informationen auf, um diese zu verarbeiten. Hast du gewusst, dass du als Fötus bereits vor der Geburt ein Schmerzbewusstsein entwickelst, hörst und schmeckst und sogar eine Art Kurzzeitgedächtnis ausbildest – einen Speicherort für wiederkehrende und vielleicht sogar zunächst erschreckende Töne?
Die Umgebung, in der du aufwächst, wirkt schon vor der Geburt auf deine Gehirnentwicklung ein.
Die negativen Einflussfaktoren während der Schwangerschaft wie beispielsweise Stress, Fehlernährung, Rauchen, Alkohol, übermäßige Medikamenteneinnahme und Drogen hemmen die Gehirnentwicklung. Auch eine sehr geringe Stimulierung nach der Geburt, eine schwere Depression einer Mutter, Armut, frühkindliche Traumata oder Misshandlungen haben einen negativen Einfluss. Erleben Mütter extreme Situationen, so wie etwa Hungersnöte oder Naturkatastrophen, haben sie Stress. Der Stress, dem schwangere Frauenausgesetzt sind, kann die Entwicklung des Ungeborenen stark beeinflussen. Die Ernährung einer Frau hat ebenso eine große Wirkung auf die Schwangerschaft. Natürlich gibt es Länder und Umwelteinflüsse, die eine Mangelernährung und eine unzureichende Nährstoffzunahme während der Schwangerschaft fördern.
Unterschiedliche Umgebungen bieten unterschiedliche Voraussetzungen:
2015 habe ich in Kenia als Freiwillige in einem Slum gearbeitet. Dort gab es für Schwangere keine Betreuung durch ausgebildete Hebammen. Auf sich allein gestellt und ohne die Verfügbarkeit von sauberem Wasser, war es den Frauen kaum möglich, ein gesundes Baby zu gebären. Bei uns wird diskutiert, was gegessen werden soll während der Schwangerschaft. Dort wurde gehofft, dass es am nächsten Tag irgendetwas zu essen gäbe. Außerdem stand es außer Frage, welche vielfältigen Möglichkeiten es bei der Geburt gäbe. Für die Frauen im Slum stand fest, wo sie das Kind gebären: dort, wo sie eben gerade zu diesem Zeitpunkt sind – meistens ohne medizinische Hilfe. Das heißt aber nicht, dass die Schwangeren ihren ungeborenen Babys unter erschwerten Bedingungen keine Liebe schenken können - ganz im Gegenteil.
Meine Zeit dort ist der zweite Grund, warum ich das Buch “Metamorphose” geschrieben habe. Meiner Meinung nach ist es bezeichnend für die unterschiedlichen Startvoraussetzungen von Schmetterlingen. Wir alle sind einzigartig und werden in unterschiedliche Umstände “hineingeboren”. Doch die Liebe und Zuneigung, die wir als Kind brauchen, ist unabhängig davon. So kann und wird jede werdende Mutter das Beste aus der Situation machen, in der sie sich befindet.
Auch in vielen anderen Entwicklungsländern machen sich Mütter Gedanken darüber, wie sie und ihr Baby die nächsten Wochen überstehen: Wo bekommen sie Nahrung her? Ist es an dem Ort, an dem sie leben, sicher genug? Wird das Baby sich gesund entwickeln? Doch nicht nur arme Länder kämpfen mit Nöten und Ängsten: Heutzutage leben Menschen auch in den industrialisierten Ländern in einer turbulenten Zeit. Sie machen sich ständig Sorgen um ihre Finanzen, ihre Beziehungen und ihre Sicherheit. So sind viele werdende Elternkonfrontiert mit der Frage, was die richtigen Entscheidungen für das Baby sind, um es gesund und glücklich zur Welt zu bringen.
Über neun Monate lang zu spüren, wie ein neues Leben im eigenen Körper heranwächst, ist für eine Mutter einzigartig. Während der Schwangerschaft bis hin zur Geburt nimmt sie die Welt viel sensibler wahr als zuvor. Und ebenso verdeutlicht sich die Erkenntnis über die lebenslange Verpflichtung und Verantwortung für Vater und Mutter, jeden Tag etwas mehr. Das Umfeld setzt werdende Eltern bewusst und unbewusst unter Druck – auch, weil sie sich dem Druck aussetzen.
Auf der Suche nach dem "richtigen" Weg
Auch deine Eltern erinnern sich sicher an die Suche nach dem richtigen Weg, um dir als Baby den bestmöglichen Start ins neue Leben zu bieten. Und dich aufwachsen zu sehen. Als Informationsquelle dient eine Vielfalt von Möglichkeiten: Damals Bücher und Zeitschriften und Fernsehen, heutzutage kommen die Sozialen Medien und Internetforen dazu, die Tipps zur richtigen Verhaltensweise von Eltern geben. Dadurch wird die innere Stimme –das eigene Empfinden – zurückgestellt. Und dann gibt es da noch die Großeltern, die zur Verunsicherung beitragen können:
„Du hast es so gewollt. Da musst du jetzt durch. Ich habe vier Kinder auf die Welt gebracht.“ Dabei ist es für werdende Eltern vielmehr die Angst vor dem Unbekannten – weil sie noch nicht wissen, was genau die Veränderung bis zur und auch nach der Geburt mit sich bringt.
Kaiserschnitt, Wassergeburt oder eine andere Position? Vielleicht gibt es noch eine bessere Möglichkeit? Und wenn das Baby auf der Welt ist: Wird gestillt? Nicht gestillt? Die meisten Frauen lassen sich zu sehr irritieren und hören zu wenig auf ihr eigenes Körpergefühl. Der Verlauf der Geburt kann am Ende manchmal gar nicht geplant und bestimmt werden. So scheint die ganze endlose Diskussion über Richtig und Falsch im Nachhinein wirklich überflüssig.
Denke einmal an das Beispiel Rauchen 🚬 während der Schwangerschaft. „Das macht doch nichts. Wir rauchen doch alle!“, bestärkte das Umfeld früher die Frauen. Es war okay. Man stelle sich vor, dass eine werdende Mutter heute vor einem Café sitzt und genüsslich ihre Zigarette raucht. Das wird heute kaum von der Gesellschaft akzeptiert. Ähnlich dem Rauchen sagte der Arzt damals zu den Schwangeren: „Sekt 🥂 ist gut für den Blutdruck. Ein Glas am Tag schadet nicht.“ Wir wissen heute mehr über die Auswirkungen von Alkohol auf ein Baby.
Des Weiteren wollen Eltern sicherstellen, dass das Baby im richtigen Umfeld geboren wird – zu Hause, im Krankenhaus oder als Wassergeburt. Über neun Monate planen werdende Eltern den Tag der Geburt, der dann oftmals doch etwas anders kommt.
Und was ist danach? Welche Farbe sollte das Zimmer haben? Sollte es blau sein, weil es ein Junge wird? Darf es kein Rosa sein, da das heute nicht mehr zeitgemäß ist?
Und noch deutlich komplizierter wird es für gleichgeschlechtliche werdende Eltern. Ich möchte an dieser Stelle deutlich erwähnen, dass ich in meinem Umfeld gleichgeschlechtliche Eltern habe. Mit voller Überzeugung kann ich sagen: Die machen einen wahnsinnig großartigen Job. Und die Beiden stellen sich die gleichen Fragen wie es andere Eltern tun. Egal in welcher Situation sich werdende Eltern befinden. Sie alle stellen sich unzählige Fragen wie sie es “richtig” machen können.
Schwangerschaft - Zeit der Veränderung
Die Schwangerschaft bedeutet für viele – unabhängig davon, in welcher Situation sie sich befinden – dass ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Vielleicht ist es sogar eine kleine Reise von der Raupe zum Schmetterling. Und dazu kommt die Erkenntnis, dass es keinen perfekten Lösungsweg gibt und alle Menschen unterschiedliche Voraussetzungen im Leben haben. Es ist jedoch eine gute Zeit für deine Eltern, um über die eigene Identität und Werte nachzudenken, die sie dir als Kind vermitteln wollen. Es ist ein Neubeginn für deine Eltern – und der Start in dein Leben. Doch vielleicht hatten deine Eltern nicht die Möglichkeit, sich so stark mit dem Thema zu beschäftigen. Doch du hast diese Möglichkeit nun!
„Du hast deine Kindheit vergessen, aus den Tiefen deiner Seele wirbt sie um dich. Sie wird dich so lange leiden machen, bis du sie erhörst.“ Hermann Hesse
🔎 Und jetzt du: Überlege für dich selbst, welchen Einflüssen deine Mutter ausgesetzt war.
Natürlich kannst du deine Startvoraussetzungen ins Leben nicht beeinflussen. Doch denke nun als erwachsene Person zurück und versetze dich in die Lage deiner Eltern – unter welchem Druck standen sie? Welche Auswirkungen kannst du heute rückblickend auf deine eigene frühe Kindheit erkennen? Um diese Fragen zu beantworten, kannst du dir die Lernaufgabe #1 zu Nutzen machen.