Metamorphose im ärmsten Land Südasiens
Nepal ist das ärmste Land Südasiens und eines der ärmsten weltweit. Charakteristisch sind niedrige Einkommen und unregelmäßige, unsichere Arbeitsverhältnisse. In der Hoffnung auf ein besseres Leben flüchten viele Familien aus den Dörfern nach Kathmandu und treffen dort auf hohe Lebenshaltungskosten, für sie unzugängliche staatliche Hilfe und schlechte hygienische Bedingungen. Um diesen geflüchteten Familien ein würdevolles Leben zu schaffen, leistet der gemeinnützige Verein Happiness for Nepal dort großartige Arbeit und unterstützt mit Projekten zur Bildung, Wiederaufbau von Dörfern und Kindergarten-Eröffnungen.
Außerhalb des Slums leben
2018 habe ich als Volunteer in Pokhara (200 Kilometer westlich von Kathmandu in einem Kloster Englisch unterrichtet, sowie beim Kochen und den täglichen Aufgaben der abwechslungsreichen und sehr durchstrukturierten Tage geholfen. Gelebt habe ich damals bei Bhagwan und seiner Familie in Kathmandu und hatte das Privileg Teil der, ansonsten geschlossenen, Gemeinschaft in der Klosterschule zu sein.
Ehrenamtliche Tätigkeiten sind Geben und Empfangen. Ich habe mein Wissen an die Kinder weitergegeben und im Gegenzug viel über die Religion, die Kultur und die buddhistische Philosophie von den älteren Mönchen lernen dürfen. Es war eine wertvolle Erfahrung und ein besonderer Weg, auf dem ich mich selbst besser kennenlernte.
Auch wenn in Nepal die Schulbildung kostenlos ist, müssen die Kinder ihre Familien schon oft ganz früh finanziell unterstützen und dafür arbeiten gehen. Die Schulpflicht für 6- bis 11-jährige Kinder wird nicht durchgesetzt und so gehen die meisten Kinder, wenn sie überhaupt eine Schule besuchen, vor ihrem 11 Lebensjahr wieder ab, um bei der Ernte zu helfen oder Teppiche zu knüpfen. Manche von ihnen holen sogar schwere Steine aus den Bergen. Alle sind, neben Mangelernährung und arbeitsbedingten Krankheiten oder Unfällen, Gefahren wie Kinderhandel und -heirat ausgesetzt. Es gibt in Nepal kein Gesetz gegen Pädophilie und so arbeiten teilweise erst siebenjährige Mädchen bereits in Bordellen.
Meistens fehlt den Familien das Geld für die Schulmaterialien, oder andersherum dann die Arbeitskraft ihrer Kinder, um sich überhaupt mit Nahrung versorgen zu können. Einige Eltern suchen in der Hoffnung auf ein besseres Leben selbst nach Kinderhändlern. Andere schicken ihre Kinder in Klosterschulen, wo diese dann kostenfrei, in einem sicheren Umfeld, jedoch getrennt von ihren Familien, im Klosterinternat leben und lernen.
Auf dem Stundenplan stehen neben gängigen Unterrichtsfächern wie Englisch und Mathematik vor allem auch die buddhistische Lehre, Beten und die tägliche Meditation. Ich unterrichtete die Kinder im Fach Englisch als Zweitsprache, denn diese ist für den beruflichen und akademischen Erfolg der Kinder von grundlegender Notwendigkeit. Oft haben die Schüler jedoch Schwierigkeiten, den Einstieg in die englische Sprache zu finden. Zugänglicher macht ihnen die Sprache und Anwendung der Unterricht mit ehrenamtlichen Lehrern aus dem Ausland.
Als ich ankam, waren die jungen Mönche sehr dankbar für die Abwechslung durch mich in ihrem strengen Tagesablauf. Schon nach wenigen Tagen im Kloster spürte ich die allgegenwärtige Wirkung innerer Ruhe. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Die Bhikkhuni, buddhistische Nonnen sind wundervoll und helfen einander stets hingebungsvoll bei allem. Es gibt viel zu tun in den Klöstern, was den strikten Tagesablauf erklärt. Dennoch ist die Atmosphäre ausnahmslos zugewandt und die vorherrschende Ruhe unbezahlbar. Mir brachte das neue Perspektiven und Impulse für meinen privaten und beruflichen Alltag.
Bis heute unterstütze ich den Verein Happiness for Nepal als Patin, denn ich weiß, dass die Projekte wirklich den Kinder zugutekommen und sie aus der Armut und Abhängigkeit befreien. Durch die Klosterschulen und der Unterstützung des Vereins können die Kinder in Nepal ein freies und selbstbestimmtes Leben führen und eine ganzheitliche Metamorphose durchleben.
Die Raupe Nimmersatt
Um sich von der Raupe zum Schmetterling zu entwickeln, brauchen Kinder Zugang zu Bildung.